Sophia Fritschi - Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
Asking for it – Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
„ASKING FOR IT – Eine Modekollektion gegen die Objektifizierung von weiblich gelesenen Körpern“
Die Kollektion „Asking for it“ vereint Popkultur, soziokulturelle Problematiken und künstlerische Mimikry zu einer sehr persönlichen „Hommage an die Weiblichkeit“.
In patriarchalisch geprägten Gesellschaften wird Weiblichkeit und alles weiblich konnotierte durch die Reproduktion von internalisiertem Sexismus und misogynen Alltagspraktiken degradiert.
Durch (pop)feministische Bewegungen, wie #MeToo, wird erneut der zaghafte Versuch unternommen, diese Missstände aufzudecken und anzuprangern.
Dennoch werden weiblich gelesene Körper häufig noch objektifiziert und sexuell objektifiziert. Auch die Mode unterliegt in vielen Fällen diesen Strukturen und bedient sich an patriarchalischen Mechanismen. Der Körper muss gefallen, wichtige Funktionen geraten aus dem Fokus und etwaige Schönheitsmakel müssen optimiert und kaschiert werden.
Die Arbeit fühlt sich dem langsam voranschreitenden Wandel hin zu einer zelebrierten Weiblichkeit verschrieben und möchte gegen diese Objektifizierung arbeiten.
Sie spiegelt die innere Zerrissenheit weiblich gelesener Personen wider, die ständige Diskrepanz zwischen sich „schützen“ und „befreien“ wollen.
Symbolisch dafür spielen die monochromen Looks mit der Modepraktik des Ver- und Enthüllens, sowie dem Oppositionsspiel opaker und transparenter Texturen.
Die Kollektionsteile fungieren als schützende „zweite Haut“ – eine Rüstung, welche durch die natürliche Farbgebung die Illusion von Nacktheit und Vulnerabilität gibt.
Die Nacktheit soll im Kollektionskontext als etwas rein Natürliches, und nicht als verletzlich, oder rein sexuell interpretiert werden.
Die Vulnerabilität spiegelt sich in den Hauptinspirationsquellen der einzelnen Designs wider. Vermeintliche „Schönheitsmakel“, wie Falten, Speckrollen, Hautunebenheiten und Körperbehaarung werden hier in eine weiblich konnotierte Formsprache übersetzt. Der Kontrast Schon-Hässlich soll irritieren und internalisierte, patriarchalisch geprägte Sehgewohnheiten herausfordern.
Traditionelle Handwerkstechniken wie Stricken und Sticken werden kontrastierend zu dem modernen Designstil aufgegriffen, da diese als Reproduktionsarbeit symbolisch für die Arbeit von Frauen stehen, welche trotz des trägen Wandels nach wie vor ein geringes Ansehen genießen.
Die Kollektion möchte eine neue Weiblichkeit definieren, die den Schönheitsbegriff individualisiert und ungeachtet der gängigen Schönheitsnorm zelebriert. Sie bricht mit antiquierten Geschlechterrollen und setzt ein Zeichen für mehr Akzeptanz, Diversität und Gleichberechtigung.
Mir offenbart sich Mode als vielfältiges Medium.
Sie ist eine Kunstform, die mich spielerisch traditionsreiche Handwerkstechniken und innovative Stilentwicklungen kombinieren lässt.
Diese Ambivalenz spiegelt sich in allen Facetten des Designprozesses und des Tragens von Kleidung wider. So wird die tragende Person zur Leinwand.
Eine Leinwand, die Mode eben auch als nonverbale Kommunikationsmöglichkeit versteht, und sich durch sie verwirklichen und definieren kann.
Als „zweite Haut“ umschließt sie den Körper, bestimmt Wesen und Aussage. Gleichermaßen aber schenkt der tragende Körper ihr Ausdruck und Form.
Spannend hierbei finde ich die Symbiose, die Mensch und Mode damit eingehen.
Durch meine Ausbildung zur Maßschneiderin vereint sich, in Kombination mit meinem Studium an der HTW Berlin, auch in mir Tradition, Handwerk und den künstlerischen Umgang mit Trends und verschiedenen Aussagen, die ich mit der Mode treffen kann.
Fotografin: Shannon Kolios / @shannonsinclairphoto
Fotoassistenz: Marvin Böhm / @mrvnbhm
Models: Yannick Lambert Robey / @y4nn1ckl4mbertr
Ipek Özgen / @_ipekozgen
Miriam Lellek / @miriam.le
Pauline Weise / @paulin.e
Anastasia Sapozhnikova / @anu.schki