Josef Aloys Grill Junior - AMD Akademie Mode & Design
459.SOMATIC – AMD Akademie Mode & Design
Kollektionstext:
Über die Utopie vollkommener Liebe & die Obsession wahrer Identität – nach Sarah Kane
Sarah Kane, eine britische Theaterschaffende, beschrieb in ihren fünf hinterlassenen
Stücken anhand hyperrealen Bildern, pathetischer Gewalt und metaphorischer Brutalität
die immer gleichbleibende Kernaussage – eine wahre Identität ist erst dann vollkommen,
wenn diese auch vollkommene Liebe erfährt. Mit ihren brutalen Pinselstrichen skizzierte
Kane auf verzerrte Art gesellschaftliche Probleme. Sie erzählt von Ungerechtigkeiten, die
von der Gesellschaft über die Straße in die Privathäuser hin zu zwischenmenschlichen
Beziehungen und schlussendlich zum Individuum gelangen. Kane schickte die
Protagonisten auf die Suche nach vollkommener Liebe und begab sich damit in die Tiefen
der menschlichen Seele. Sie stellte die Sehnsucht nach Liebe auf dieselbe Ebene wie mit
der Gewalt, vielmehr modellierte sie die Liebe – und die Gier danach – als wohl größte
Gewalt eines Individuums. Jeder Look spiegelt einen nach Liebe gierenden Charakter
wieder und zeigt überspitzt die Auswirkung der Obsession-Liebe. Die Kollektion zeigt die
verschiedenen Facetten bzw. die Komplexität der Liebe und spielt in verschiedenen
Kontexten auf soziologische Probleme an.
Die geradlinigen, großen und symmetrischen Silhouetten zeugen von Brutalität und Macht
– sie gehen Hand in Hand mit der offensichtlichen Verletzlichkeit und harmonieren mit den
weichen und organischen Materialien. Um die Komplexität der Liebe widerzuspiegeln
wurde per Hand regionale Wolle verwoben – durch die verschiedenen Verarbeitungen
zeigt sie sich einerseits wärmend und schützend, andererseits kühl und bloßstellend. Die
gesamte Kollektion basiert auf dem Zero Waste Prinzip – entweder wurden die Schnitte
so angelegt, dass keinerlei Abfälle entstehe oder aber so gewoben bzw. verarbeitet, dass
das gesamte Schnittteil verwendet wurde.
About the Utopia of Perfect Love & the Obsession of True Identity – by Sarah Kane
Sarah Kane, a British playwright, used hyper-real imagery, pathetic violence, and
metaphorical brutality in her five surviving plays to describe always the same core
message – a true identity is only perfect when it also experiences perfect love. With her
brutal brushstrokes, Kane sketched social problems in a distorted way. She tells of
injustices that reach from society to the street to private homes to interpersonal
relationships and finally to the each individual. Kane sent the protagonists on a quest for
perfect love, going to the depths of the human soul. She placed the longing for love on
the same level as violence; rather, she modeled love – and the greed for it – as arguably an
individual’s greatest violence. Each look reflects a character craving for love and
exaggerates the impact of the obsession-love. The looks are an interplay of toughness
and tenderness, testifying to brutality and power, protection and exposure, and strength
and vulnerability. The collection shows the different facets or complexity of love and
alludes to sociological problems in different contexts.
The straight, large and symmetrical silhouettes testify to brutality and power – they go
hand in hand with the obvious vulnerability and harmonise with the soft and organic
materials. To reflect the complexity of love, regional wool was woven by hand – through
the different finishes it shows itself warming and protective on the one hand, cool and
exposing on the other. The entire collection is based on the zero waste principe – either
the cuts were created in such a way that no waste was created at all, or have been
woven/processed in a way that the entire pattern piece can be used.
Text zur Person:
Mit meinen Designs und Arbeiten begebe ich mich seit Tag eins in die Tiefen der
menschlichen Seele, hinterfrage kritisch gesellschaftliche Strukturen und erarbeite daraus
ein relevantes Konzept. Die damit erschaffenen Bilder modelliere ich anhand modischer ein relevantes Konzept. Die damit erschaffenen Bilder modelliere ich anhand modischer
Kreationen. Dabei ist es mein Ziel, eine Geschichte zu erzählen, Betrachter*innen mit in
den Bann zu ziehen und diese zum Nach-/Umdenken anzuregen – nicht nur über
komplexe gesellschaftliche Themen, vielmehr über Mode und Textilien per se. Meine
alleinige Aufgabe als Mode Designer ist es nicht nur soziologische Themen anzusprechen,
viel mehr sehe ich meine Aufgabe etwa darin, die Mode Branche kritisch zu hinterfragen.
Aufgrund dessen lag mein Hauptaugenmerk stets darauf, die Ausarbeitung meiner Werke
so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Das Wiederverwenden von Materialien, die
Zusammenarbeit mit regionalen Partnern und die Reduktion von Abfall waren schon
immer Eckpfeiler meiner Entwürfe. Speziell bei meinen letzten zwei Kollektion fokussierte
ich mich darauf, all meine Werke nach dem Zero-Waste Prinzip zu verwirklichen und
zeigte damit, dass Nachhaltigkeit auch anders sein kann.
With my designs and works I dive into the depths of the human soul since day one. I
critically question social structures and create a relevant concept. The created images I
model as fashionable creations. My goal is to tell a story, to captivate the viewer and to
make them think – not only about complex social issues, but about fashion and textiles
per se. My sole task as a fashion designer is not only to address sociological issues, I see
my task much more in critically questioning the fashion industry. Because of this, my main
focus has always been to make the elaboration of my works as sustainable as possible.
Reusing materials, working with regional partners and reducing waste have always been
cornerstones of my designs. Especially with my last two collections I focused on realising
all my works according to the zero-waste principle, showing that sustainability can be
different.