Jana-Maria Medebach - Hochschule für angewandte Wissenschaft Hamburg
ANALOG_DIGITAL_ANALOG – Hochschule für angewandte Wissenschaft Hamburg
Kollektionstext:
Aus eigener Motivation bearbeite ich in meiner Kollektion die beiden unterschiedlichen Grade
der Fertigungsverfahren: die Handarbeit und die Maschinenarbeit.
Für die Untersuchung der Handarbeit stütze ich mich auf das künstlerische Handwerk Stricken
und Häkeln. Während der Recherche wird deutlich, dass diese Handarbeit nicht nur eine Beschäftigung zum Zeitvertreib – welches klischeehaft belastet ist – sondern auch wichtig für die
seelische Gesundheit ist. Dies stellte sich ebenfalls durch meinen persönlichen Bezug zum
Stricken und Häkeln heraus. Die Wahl dieses Fertigungsverfahrens ist dementsprechend selbsterklärend und ergab sich automatisch.
Ordnung und Sortierung haben bei der Ausübung von Stricken und Häkeln eine besonders
große Bedeutung für mich. Die wiederholende Ausübung der Handarbeit hat meine Strick- und
Häkel-Erfahrungen gefördert und somit zur Verbesserung meiner Technik geführt. Doch auch
die Materialauswahl, Vor- und Nachbereitung des Produktes erfordern Geschick.
Durch den Prozess meines Bachelor-Projekts ist mir bewusst geworden, was für einen Einfluss die Maschinenarbeit fürdie Gesellschaft hat, da die Kollektion handgefertigt ist. Es war fast
unmöglich, einen bestimmten Zeitplan für jedes Einzelteil zu kalkulieren und einzuhalten. Die
Kriterien, wie lange die Hände und der Körper die Handarbeit durchführen können, müssen mit
eingerechnet werden, um die Arbeit durchzuführen. Die Maschine nimmt uns viele Sachen ab
und arbeitet effizienter.
Jedoch sollte einem bewusst sein, dass die Maschine nur das Wissen besitzt, was auch der
Mensch hat. Im Gegensatz dazu, kann sich der Mensch immer weiterbilden und durch den
handwerklichen Prozess sein Wissen erweitern. Bei der Maschine muss das Wissen, welches
der Mensch sich angeeignet hat, erst programmiert werden, damit sie auf dem Stand des
menschlichen Wissens ist. Bei der Handarbeit kann der Prozess in wenigen Schritten beobachtet werden und Erfolgserlebnisse sind erkennbar.
Dazu kommt, dass bei der Maschinenarbeit Kopien entstehen können. Bei der Handarbeit bleibt
es ein Original. Die gestrickte oder gefertigte Masche kann nicht so hergestellt werden, wie es
im Original ist. Ein von Hand gefertigtes Kleidungsstück wird somit zu einem wertvollen Einzelteil
und sollte mit Stolz genutzt werden.
Beide Fertigungsverfahren haben einen wichtigen Platz in der Herstellung von Kleidung und
anderen Nischen. Die Handarbeit ist haptischer und manchmal nicht kontrollierbar, denn der
Mensch trainiert sich selbst dazu, auf den eigenen Körper zu hören. Bei der Maschine ist Verlass, dass sie das Kleidungsstück in dem vorkalkulierten Zeitraum hergestellt wird
Mit meinen Designs, die von Maschinen wie dem Lochkartengerät inspiriert wurden, könnte
beispielsweise die Kleidung durch das Anwenden einer Kombination von Hand- und Maschinenarbeit hergestellt werden. Die klaren Formen aus Leder können
maschinell vorbereitet und anschließend per Hand verbunden werden. So nutzt der Mensch
den Vorteil der Maschine, vergisst jedoch nicht, sich selbst durch die Handarbeit weiterzuentwickeln