Dennis Sanders

Dennis Sanders - Hochschule Hannover

Open Borders – Hochschule Hannover

In der Arbeit „Open Borders“ wird die paradoxe Verbindung zwischen dem modischen Ausleben von Dekadenz, und der Bekleidungs-Tendenzen von Personen ohne Obdach analysiert. Die Rekonstruktion einzelner Körperbilder, die Selbstbeobachtung, sowie die Darstellung der Dekadenz betreffenden Problematik, bilden die Grundästhetik dieser Arbeit. Die Differenzen beider gesellschaftlichen Gruppierungen werden sowohl modisch als auch im philosophischen und konzeptionellen Kontext betrachtet und zusätzlich mithilfe einer literarischen Inszenierung hervorgehoben.

Die Kollektion „Open Borders“ visualisiert eine Verschmelzung von Grenzen. Optische Merkmale und Denkweisen, die sich in unserer Gesellschaft als Stereotype etabliert haben, werden ineinander verwoben, um diese in einen neuartigen Kontext zu stellen. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf zwei sozialen Gruppierungen. Zum einen wird die Kleidung von Menschen ohne Obdach studiert, zum anderen wird der Wohlstand und das damit einhergehende Leben im Überfluss kritisch analysiert. Dabei verschmelzen diese gegensätzlichen Welten ineinander und bilden einen gemeinsamen ästhetischen Raum; einen Raum, in dem gesellschaftliche Ungleichheiten gleich werden. Dass diese Herangehensweise durchaus zu wichtigen Ergebnissen für unser soziokulturelles Verständnis führen kann, wird klar, wenn wir uns der philosophischen und konzeptionellen Betrachtung des Themas widmen. Bei beiden gesellschaftlichen Gruppierungen kann, in den vergangenen Jahren und Jahrhunderten, eine verstärkte Entwicklung in der Ausdrucksweise, im Zusammenhang mit der Zeitdiagnose der Moderne, festgestellt werden. Durch das Aufeinandertreffen dieser ausdrucksstarken, gegenübergestellten Welten, formt sich in dieser Kollektion ein einzigartiges, gemeinsames Konstrukt. Die Polarität, zwischen dem Leben auf der Straße und der Dekadenz der Wohlhabenden, findet sich auch in der Umsetzung der Kollektion wieder. Hierbei wird einerseits auf hochwertige, manuelle Handwerkstechniken zurückgegriffen, die oftmals im Haut Couture-Bereich zu finden sind. Andererseits wird dieser Stil bewusst gebrochen, durch die Verwendung von technischen Materialien, die zum Schutze des Körpers vor Kälte und Nässe dienen. Der Kontrast der durch diesen Bruch erzeugt wird, verdeutlicht darüber hinaus das facettenreiche Handwerk in der Mode und setzt im Zeitalter des „Fast-Fashion“ ein klares Zeichen. „Open Borders“ greift die Vielfalt, die auf den Straßen dieser Welt zu sehen ist auf und erschafft Zugang zu zahlreichen Ethnien und Größen. Die ausschlaggebende Zusammenführung gegensätzlicher Merkmale, bestärkt die Diversität unserer Gesellschaft und regt nach einer Suche nach dem Schönen an, wo man es vielleicht nicht erwartet.

Foto Credits: Diana Lange